Die Lautlosen by Kristine Kathryn Rusch

Die Lautlosen by Kristine Kathryn Rusch

Autor:Kristine Kathryn Rusch
Die sprache: deu
Format: epub


18

Oliviaris Haut war dicht mit Gänsehaut überzogen. Sie fror nun, obgleich ihr noch vor fünfzehn Minuten so heiß gewesen war, dass sie geschwitzt hatte.

Sie versuchte, sich keine Sorgen darüber zu machen. Sich zu sorgen, würde sie keinen Schritt voranbringen. Zuerst musste sie herausfinden, ob ihre Befürchtungen bezüglich Frieda Tey sie zwingen würden, sich etwas Neues einfallen zu lassen.

»Zeigen Sie mir, was Sie bisher haben«, forderte sie Klein auf.

Seine Augen sahen zu groß aus für sein Gesicht. Sie hatte ihn geängstigt. Oder vielleicht hatte sie auch nur seine Furcht zu neuen Höhen getrieben. Immerhin hatte er sich um den toten Mann gekümmert.

»Wollen Sie die Leiche sehen?«

Oliviari unterdrückte ein Schaudern. »Nicht jetzt. Ich möchte das Virus sehen.«

Sie war froh, dass sie sich als Sanitäterin ausgegeben hatte. Hätte sie sich in irgendeiner anderen Weise als Freiwillige gemeldet, so hätte sie ganz sicher keinen Zugang zu diesen Informationen erhalten. Und sie war vermutlich die einzige Person, die das TeyVirus identifizieren konnte – mit Ausnahme von Frieda Tey selbst.

Klein reichte Oliviari seinen Handheld: Das Bild eines Virus’ in tausendfacher Vergrößerung waberte über den Schirm. Es sah aus wie das Bildnis eines missgestalteten Kraters oder einer Pfütze verschütteten Kaffees.

»Ich brauche Zugang zum Netz«, sagte Oliviari.

»Der Handheld hat Zugang. Machen Sie nur.«

»Standardzugriff?«, fragte sie, wartete aber nicht erst auf eine Antwort, die sie die Oberfläche berührte. Das Virus verschwand für einen Moment; dann gab sie einen ihrer Codes mit Hilfe eines Fingerabdrucks in ein gesperrtes Dateisystem und lud die Vireninformationen herunter.

Oliviari wollte sich in diesem Fall nicht allein auf ihre Erinnerung verlassen. Sie hatte alle Forschungsergebnisse von Tey – einschließlich derer, die nicht veröffentlicht worden waren – über ihre Basen im Netz verteilt. Oliviari musste nur die richtige Datei finden.

Klein beobachtete nicht den Handheld, sondern Oliviaris Gesicht, und das machte sie irgendwie nervös. In dem kleinen Raum war es wieder kalt geworden, und die Kisten und das Mobiliar ließen ihn noch beengter erscheinen, als er ohnehin schon war.

Während Oliviari arbeitete, fragte sie sich, ob Tey ihr entgangen war, ob sie vielleicht gar nicht mitgelaufen war, sondern ebenso wie Oliviari selbst beim Marathon gearbeitet hatte.

Aber welchen Grund sollte sie haben, die Leute hier draußen zu infizieren? Man hätte ihnen einfach den Zutritt zur Kuppel verweigern können, sollte das Virus früh genug gefunden werden. Und da sich das Virus schnell ausbreitete, lag das durchaus im Bereich des Möglichen.

Es sei denn, irgendein anderes Ereignis hätte das verhindert. Vielleicht ein anderer Notfall, etwas, das die Leute veranlassen würde, sich in die Kuppel zu flüchten, statt draußen zu bleiben.

Wieder rann Oliviari ein Schauder über den Rükken, und sie nahm an, dass der nichts mit der Kälte im Raum zu tun hatte. »Warum dürfen wir nicht in die Kuppel zurück? Das liegt nicht an dieser Infektion, oder?«

Klein musterte sie. Seine Miene hatte sich mit ihrer Frage verändert, wirkte nun irgendwie abschätzend. »Haben Sie die Nachricht nicht erhalten?«

Sie schüttelte den Kopf.

»Auf der Strecke ist ein Mord passiert.«

»Ein Mord«, sagte sie tonlos. Also hatte sich das fehlende Notfallteam offenbar am Tatort eines Mordes wiedergefunden. Das war der Grund, warum die Polizei gekommen war.



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